Der Landesverband Niedersächsischer Gartenfreunde (LNG) hatte zu einem Workshop „Praxis der „Fotografie“ am 27. Juli nach Celle eingeladen. Einen Tag lang unterrichtete Oliver Wächter, Geschäftsführer im Verlag W. Wächter, dem Herausgeber des „Gartenfreund“, die 25 Teilnehmer in Theorie und Praxis. Er wurde dabei unterstützt von drei Mitarbeitern der Volkshochschule Celle.
Von Tiefenschärfe und Weißabgleich - Erfolgreiches Fotografie-Seminar in Celle

Ziel des Workshops war es, den Teilnehmern ein Gefühl für gute Bilder zu vermitteln und worauf beim Fotografieren geachtet werden muss.
„Siewerden am Ende dieses Tages keine professionellen Fotografen sein“, betonte Oliver Wächter. „Aber Sie werden ein Gespür dafür bekommen, das Beste aus einem Motiv herauszuholen, den richtigen Standpunkt zu finden und Menschen in die richtige Position zu bringen.“
Mit guten Beispielen können Sie so andere Gartenfreundinnen und Gartenfreunde anregen, es Ihnen nachzumachen.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Das gilt auch für eine erfolgreiche Präsentation des Kleingartenwesens in der Öffentlichkeit. Sei es auf einem Flyer, auf der Homepage oder in der Verbandszeitschrift „Gartenfreund“, überall sind es die Bilder, die überzeugen. Sie zeigen die schönen Gärten in unseren Anlagen, die vielen Aktivitäten der Verbände und Vereine und ganz besonders die Menschen, die damit eng verbunden sind.

Besonders die Aktiven im Verein, die geehrten Gartenfreunde, die Teilnehmer an Veranstaltungen haben gute Bilder verdient, ebenso der Fotograf, der diese Bilder gemacht hat.
Heute hat fast jeder ständig eine Kamera dabei. Meistens integriert im Handy oder Smartphone. Schnell werden Schnappschüsse gemacht, Situationen im Bild festgehalten, an die man sich später gerne erinnert. Wer dabei war verbindet mit dem Foto das persönlich erlebte. Alle anderen müssen durch das gelungene Bild zum Betrachten angeregt werden.
„Warum sind gute Bilder wichtig?“ Fragte Oliver Wächter. Sie unterstreichen einen Text, wecken Interesse, fassen eine Situation auf einen Blick zusammen und bleiben im Gedächtnis. Wichtig sei es, immer eine Auswahl von Bildern zu machen, so Oliver Wächter. Der Speicherplatz in einer Kamera ist heute kaum noch ein Problem. Wer Serienbilder oder mehrere Fotos von einem Motiv macht, hat hinterher eine gute Auswahlmöglichkeit, denn: „Wenn Sie eine Gruppe fotografieren, hat immer einer die Augen geschlossen oder schaut zur Seite.“ „Und löschen Sie, was sie nicht mehr brauchen!“

Von guten und geeigneten Bildern
Sie müssen zwischen „guten“ und „geeigneten“ Bildern unterscheiden“, betonte der Referent. Ein Foto kann gut sein, wenn man es auf dem kleinen Display des Smartphones betrachtet. Für eine Vergrößerung oder den Zeitschriftendruck muss das Foto auch geeignet sein. Das bedeutet, es muss scharf sein und die richtige Auflösung haben. „Fotografieren Sie immer mit der maximalen Auflösung. Dann sind Sie später auch bei Vergrößerungen oder Bildausschnitten auf der sicheren Seite.“
Wer für einen besonderen Anlass fotografiert sollte auf die richtige Kamera achten. Auch mit Smartphones lassen sich gute Bilder machen. Trotzdem sind sie nicht mit einer hochwertigen Spiegelreflex-, System- oder Kompaktkamera vergleichbar. Die aufwändige Bauweise von Objektiven und die großen lichtdurchlässigen Linsen werden durch Computersoftware ersetzt, die das Bild berechnen. „Die Kamera weiß, welche Farbe die Haut hat und stellt sich darauf ein.“ In dunklen Räumen stoßen Kameras mit eingebautem Blitz schnell an ihre Grenze. Die Lampe in der Handykamera dient allenfalls zum Aufhellen im Nahbereich. Ein auf die Entfernung abgestimmter oder ein indirekter Blitz sind damit nicht möglich.
„Leider haben gute Fotoapparate und Blitzlichtgeräte ihren Preis“, erläuterte Oliver Wächter: „Je besser bedeutet immer auch teurer. Hier lohnt es sich nicht zu sparen, sondern die richtige Auswahl nach den persönlichen Bedürfnissen zu treffen.“ Dabei müsse es nicht gleich eine Profikamera sein. Verbände und Vereine, die Wert auf eine gute Öffentlichkeitsarbeit legten, sollten sich für die zentrale Anschaffung einer guten Kamera entscheiden.

Haben Sie die Bedienungsanleitung gelesen?
Mit einer Frage, die bei einigen Teilnehmern Stirnrunzeln verursachte, stieg Oliver Wächter in die Praxis im Umgang mit der Kamera ein:
„Haben sie die Bedienungsanleitung gelesen?“ Heutige Kameras bieten vielfältige Einstellungsmöglichkeiten. Es ist zu schade, nur im iA – Modus zu fotografieren, der intelligenten Automatik, bei der die Kamera alle Einstellungen alleine vornimmt. Dabei misst er Computer in der Kamera alle Werte und errechnet so eine gute Einstellung. „Individuelle Fotos kann man damit aber nicht machen“, erläuterte Oliver Wächter.
Neben der Vollautomatik bieten viele Kameras Programme für verschiedene Situationen, die einem das Einstellen abnehmen.
So weiß das Sportprogramm, dass bei schnellen Bewegungen eine sehr kurze Belichtungszeit notwendig, damit das Bild nicht verwackelt. Entsprechend muss die offene Blende für genügend Lichteinfall sorgen.

Von Tiefenschärfe und Weißabgleich
„Ein gutes Bild muss spannend sein.“ Oliver Wächter zeigte an Beispielen wie das gelingt. Dazu führte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Wissenschaft von Tiefenschärfe und Weißabgleich ein.
Wer ein Porträtbild macht, möchte nicht unbedingt, dass auch der Hintergrund scharf abgebildet ist. Umgekehrt kann ein verschwommener Vordergrund ein Objekt im Hintergrund betonten. Damit dieses gelingt, müsse man sich mit dem Thema Blende und Verschlusszeit beschäftigen, so Oliver Wächter. Eine große Blende, die viel Licht hindurchlässt, hat eine kleine Zahl, zum Beispiel 2,8. Umgekehrt hat ein kleiner Blendendurchmesser eine große Zahl, zum Beispiel 11. Mit einer Blende 11 würde eine große Tiefenschärfe erreicht, erläuterte er. Das sei wichtig, wenn Vordergrund und Hintergrund deutlich scharf sichtbar sein sollen. Möchte man eine besondere Situation betonten oder ein Motiv herausstellen, dann sei eine geringe Tiefenschärfe die richtige Wahl.

In beiden Fällen sind die Belichtungszeit und die Empfindlichkeit dafür entscheidend, dass das Bild dann nicht zu hell oder zu dunkel wird. Für die Empfindlichkeit ist der ISO-Wert maßgebend. Je höher dieser ist, desto empfindlicher reagiert der Sensor. Bei zu hohen Werten wird das Bild schnell unscharf oder körnig. Manche Fotografen nehmen einen hohen Iso-Wert, wenn sie in Räumen ohne Blitz fotografieren möchten. Dann ist auf jeden Fall ein Stativ wichtig, damit die Kamera ruhig steht. Aufgrund des Rauschens ist das Ergebnis aber nicht immer gut.
Eine weitere Einstellungsmöglichkeit ist bei Kameras der Weißabgleich. Je nach Beleuchtung: Sonne, grauer Himmel, LED-Leuchte oder Neonleuchte kann es zu Farbveränderungen kommen. Weiß wird zum Beispielviolett. Die Kameras nehmen einen automatischen Weißabgleich vor, der aber nicht immer zum richtigen Ergebnis führt. Daher kann man auch diesen Wertmanuell anpassen.
„Und stellen Sie die Kamera hinterher wieder zurück!“ Warnte Oliver Wächter. Sonst passiert es Ihnen, dass anschließend die Bilder im Freien alle überbelichtet sind oder falsche Farben haben.

Ein guter Blitz ist sein Geld Wert
Viel Aufmerksamkeit widmete der Referent dem Thema „Blitz“. Die in der Kamera eingebauten Blitze sind nur für kurze Entfernungen geeignet. Auch sei der Abstand zwischen Objektiv und Blitz zu gering. Häufig komme es zu den berühmten roten Augen, die nur unzureichend korrigiert werden können.
Besser sei ein indirekter Blitz mit einer hohen Leitzahl. Damit ließen sich nicht nur große Räume besser ausleuchten, sondern auch indirektes Blitzen sei möglich. Dabei werde das Licht gegen die Decke oder eine weiße Wand geworfen und reflektiert. Schatten im Hintergrund oder eine Überbelichtung würden dadurch vermieden.
Bei allen Portraitaufnahmen sollte der Blitz eingesetzt werden. Sowohl in Räumen, als auch im Freien. In Räumen wird so vermieden, dass ein unterschiedlicher Lichteinfall von den Seiten zu hellen und dunklen Gesichtshälften führt. Häufig stehen die Personen auch vor einem Fenster. Ohne Blitz werden die Gesichter sehr dunkel oder der Hintergrund zu hell. Auch im Freien ist ein Blitz wichtig, um Schatten im Gesicht zu vermeiden.
Bevor die Teilnehmer mit der Praxis starteten ging Oliver Wächter noch auf das Thema Brennweite ein und hatte Tipps zur Vorbereitung parat.

„Verändern Sie Ihren Standort, gehen Sie an das Motiv heran.“, riet er den Hobbyfotografen. Viele Kameras haben Zoomobjektive, mit denen man die Brennweite, also den Abstand zum Objekt verändern kann. Das sei nicht immer günstig, vor allem, wenn störende Elemente im Vordergrund sind. „Je kleiner die Brennweite desto größer ist die Tiefenschärfe.“ Auch das müsse bei vielen Aufnahmen berücksichtigt werden. Andersherum ließen sich besonders Tiere gut mit einem Teleobjektiv fotografieren. „Ein Einbein-Stativ hilft, die Kamera ruhig zu halten. Die große Brennweite macht den Hintergrund unscharf und hebt so das Motiv hervor.“

Nach der Theorie kam der ausführliche Praxisteil. Unterstützt wurde Oliver Wächter von den Dozenten der Volkshochschule Celle Martina Hancke, Hartwig Braun und René Stang. Aufgeteilt in vier Gruppen konnte ausgiebig probiert werden. Oliver Wächter hatte allen Teilnehmern Aufgaben mitgegeben, die zu lösen waren. Dabei ging es um das Freistellen eines Bildes mittels Tiefenschärfe, das Abbilden eines Gegenstandes vor einem spannenden Hintergrund; um das Fotografieren mit einem umgebenden Rahmen, das Achten auf Linien und Strukturen und das Arbeiten mit Brennweiten. Gruppenbilder mussten spannend und klassisch arrangiert, Portraits aufgenommen und die anderen Gruppen bei der Arbeit beobachtet und abgebildet werden. Auch der Perspektivenwechsel wurde geprobt, vom Boden, sehr nah, schief oder aus anderer Sicht. So ließen sich zum Beispiel besondere oderstörende Hintergründe beeinflussen.










Die Ergebnisse wurden zum Abschluss auf die Leinwand im Vereinshaus des Kleingärtnervereins Karrenweg projiziert und diskutiert. Das Vereinshaus und die Kleingartenanlage boten für diesen Tag nicht nur den Raum für viele schöne Fotomotive, die das gute Wetter im Freien möglich machten.
Auch für Getränke und Speisen hatte der Verein gesorgt und so für das leibliche Wohl. Den Platz hinter dem Tresen hatte Martin Ufferfilge, Vorsitzender des Celler Bezirksverbandes und des Kleingärtnervereins Karrenwegeingenommen. Martin Ufferfilge und seinem Team gilt neben den Referenten des Tages unser ganz besonderer Dank für ein gelungenes Seminar, das bestimmt einmal wiederholt wird. JR.



Aus dem Vortrag von Oliver Wächter:
Checkliste für die Vorbereitung:
- Akkus laden (Blitz und Kamera) und zusätzlich Batterien einpacken!
- Speicherkarten leeren (vorher speichern!)
- Probeaufnahmen machen (Belichtung, Weißabgleich, ...)
- Kameraeinstellung prüfen (Format, Farbraum, ...)
- Wege einprägen (Orientierung: wo findet was statt)
- Sorgen Sie für (eigene) Verpflegung
Tipps für die Praxis
- Machen Dir sich das Leben einfach: die Automatik ist meist besser als Du selber!
- Erst das Motiv sehen, dann fotografieren; nicht einfach knipsen!
- Für wen ist das Bild? Wer ist die Jury? Wofür wird es genutzt?
- Lerne Deine Kamera kennen! Lies die Anleitung!!
- Stelle die Einstellung wieder zurück!!!
- Die beste Kamera ist die, die Du dabeihast!
- Bilder auch mal löschen!
- Der Fotograf steht nicht im Mittelpunkt, aber er darf sich in den Mittelpunkt stellen.
(Nimm Dir den Platz, den Du brauchst, aber arbeite schnell!) - Das Motiv darf/sollte arrangiert werden! (Vor allem bei Portraits und Gruppenbildern.)
- Statt immer am Zoom zu drehen, auch mal den Standort wechseln!
Briefing für - externe - Fotografen, zum Beispiel bei Veranstaltungen)
- Egal ob Sie selber fotografieren, oder einen Fotografen engagieren:
- WAS soll fotografiert werden?
Liste der gewünschten Motive (abhaken!); Highlights definieren - WANN soll fotografiert werden? Zeitplan der Veranstaltung (abhaken!)
- WER soll fotografiert werden? Informieren Sie alle Beteiligten
- Wer ist Ansprechpartner/weisungsbefugt?
- Sorgen Sie für einen gesicherten Ort (mit Strom!)
- Sorgen Sie für (eigene) Verpflegung